DRF Luftrettung – Rettungsflugwache im Baden-Airpark (Hubschrauber-Werft)

UNIMOG- und Schlepper-Freunde Biberach besuchen DRF Luftrettung am Baden-Airpark

Komplexeste Technik zur Rettung von Menschenleben

Am 11. April gab es eine besondere Ausfahrt der UNIMOG- und Schlepper-Freunde Biberach zusammen mit den Kameraden der Regionalgruppe „Ortenau-Elsass“ und „Mittelbaden“ vom Unimog-Club-Gaggenau: Aufgrund der Absage einer anderen Gruppe konnte Mitglied Herbert Weh kurzfristig die Unimog-Gemeinschaft anschreiben und so 18 Mitglieder und Freunde zu einer Besichtigung der Hubschrauber-Werft der „DRF Deutsche Luftrettung“  im Baden-Airpark gewinnen.

Nach dem herzlichen Empfang mit Kaffee erläuterte Sven Kik in einer 45-minütigen Präsentation die Entwicklung der Luftrettung in Deutschland, vor allem natürlich bezogen auf die DRF Luftrettung. Über 40.000 Einsätze fliegt die Flotte der DRF Luftrettung jedes Jahr – eine unglaubliche Zahl. Die DRF beschäftigt 170 Piloten, 120 Notfallsanitäter, 570 Notärzte und 130 Techniker. Es werden bundesweit 29 Luftrettungstationen betrieben. In unserer Umgebung sind die Freiburg, Villingen, Karlsruhe, Mannheim und Stuttgart. Die Flotte umfasst mehr als 50 Hubschrauber und zwei Lear-Jets als Ambulanzflugzeuge.

Modernste Werft Deutschlands

Die Hubschrauber-Werft im Baden-Airpark ist die modernste Ihrer Art in Deutschland und wurde erst vor einigen Jahren gebaut. 8 Docks ermöglichen die gleichzeitige Wartung von 8 Hubschrauben. Wenn Kapazitäten frei sind, werden auch Hubschrauber anderer Organisationen und Eigentümer gewartet. Zusätzlich gibt es noch Wartungsteams, die die kleineren Wartungen direkt an den Stationierungs-Orten der Rettungs-Hubschrauber vornimmt.

Sicherheits-Bereich

Die eigentliche Werft ist als Sicherheitsbereich mit eingeschränktem Zugang ausgebildet. Man versteht das sofort, denn es geht dort um Leben und Tod: Neben einem riesigen Lager für Ersatzteile gibt es dort auch verschiedene sogenannte „Shops“ (Werkstätten) : eine Elektronik-Werkstatt für die Instrumente und allgemeine Elektronik, eine Batterie-Werkstatt für die Wartung und Prüfung der Batterien, eine „Sheet Metal“ Werkstatt für die Blechbearbeitung, eine „Component“ Werkstatt für Arbeiten an Fiberglas und Verkleidungsteilen und eine „Engine“-Werkstatt für die Triebwerks-Instandsetzung und Wartung.

Triebwerk als kritischste Komponente

Ein Hubschrauber hat in der Regel zwei Turbinen-Triebwerke. Der Rotor dreht sich dabei mit sagenhaften 50.000 Umdrehungen/Minute. Da dies aber für den Rotor zu schnell ist, wird über ein Reduktionsgetriebe eine Drehzahl von 420 Umdrehungen/Minute an den Rotor und die Rotorblätter weitergegeben. Die Drehzahl ist übrigens konstant – Flugbewegungen werden ausschließlich durch die Veränderung des Anstellwinkels der Rotorblätter durchgeführt. Die Turbine schaufelt 2,5 Kubikmeter Luft pro Sekunde in das Triebwerk. Das ist auch für die Kühlung wichtig: denn die Abgase müssen von über 1.400 Grad auf 300 Grad herunter gekühlt werden. Für eine komplette Wartung wird übrigens die gesamte Turbine zerlegt – der Mitarbeiter hat dann über 2.500 Einzelteile auf seinem Arbeitstisch die gereinigt, geprüft und gegebenenfalls nach Wartungsplan ausgetauscht werden müssen. Jedes einzelne Teil hat eine eigene Serien-Nummer und bei der erneuten Montage wird jede Serien-Nummer in ein Protokoll eingetragen. Ein zweiter Mann kontrolliert nach jedem Arbeitsschritt die Arbeit des Monteurs. Und jeder Arbeitsschritt wird dann von beiden per Stempel in einem umfangreichen Dokumentations-Protokoll eingetragen. So ist jederzeit klar, wer welches Bauteil wann und in welchem Triebwerk ein- oder ausgebaut hat.

Ein Triebwerk bestehend aus zwei Turbinen produziert dann rund 700 PS an Leistung und verbraucht an die 200 Liter Kerosin pro Stunde. Der Tankvorrat von ca. 500 Litern reicht also für rd. 2,5 Stunden Flugzeit. Der Tank ist übrigens im Boden des Hubschraubers untergebracht.

Sicherheit über Alles

Sicherheit ist in der gesamten Arbeitskette der Hubschrauber-Wartung die oberste Maxime. Schon kleinste Nachlässigkeiten können eine Katastrophe nach sich ziehen. Die Mitarbeiter in der DRF Luftrettungs-Werft sind hervorragend ausgebildet und arbeiten immer nach dem Prinzip „Qualität vor Geschwindigkeit“. An jedem Arbeitsschritt, und sei er noch so einfach, hängen Menschenleben!

Dazu kommt die konsequente Fortführung des 4- oder 6-Augen-Prinzips. Niemand arbeitet alleine, alle arbeiten in einem Team. Die Sorgfalt und das Pflichtbewusstsein der Mitarbeiter der DRF Luftrettung konnte man beim Rundgang förmlich spüren. Piloten, Ärzte, Patienten – Ihr Leben hängt von den Mitarbeitern der Werft ab.

Geschwindigkeit rettet Leben

Die Helikopter können in einem Radius von 60 km innerhalb von 10 Minuten vor Ort sein. Nur zwei Minuten nach der Alarmierung hebt der Rettungshubschrauber vom Standort ab und fliegt mit bis zu 278 Km/h an den Einsatzort. Das Netz der Standorte ist so engmaschig, dass in ganz Deutschland diese 10 Minuten erreicht werden können. Die DRF hat inzwischen sogar 10 Stationen die mit Nachtflug-fähigen Hubschraubern und Besatzungen ausgestattet sind. Dies war in der Vergangenheit nicht möglich. Rettungseinsätze erfolgten nur bei Tag und bei guten Sichtverhältnissen.

Abschlussfoto vor einem der „Quirls“

Nach einem gut einstündigen Rundgang durch die Werft, bei der vor allem der Treibwerks-Bereich das große Interesse der Besuchergruppe anzog, konnte noch ein Gemeinschaftsbild vor einem der Rettungshubschrauber gemacht werden. Die Teilnehmer waren begeistert vom Rundgang und vor allem das man auch wirklich „mitten drin“ war im Geschehen. Nicht nur aus weiter Entfernung, sondern direkt am Objekt.

Imposant waren auch die Zahlen zu den Kosten: so kostet ein Rettungshubschrauber zwischen 7 – 12 Millionen Euro, ein einziges Rotorblatt ca. 100.000 Euro und ein Triebwerk 750.000 Euro.

Mit mehrfachem Applaus bedankten sich die Besucher bei den Mitarbeitern der DRF Flugrettung für die sehr interessante Führung und die vielen Informationen und die freundliche Aufnahme. Auch der eigentliche Initiator, Herbert Weh, erhielt von seinen Kameraden einen großen Applaus als Dank dafür, dass er diesen Besuch überhaupt möglich gemacht hat.

Im Übrigen kam noch der Hinweis, dass die DRF Luftrettung am Sonntag den 29. Juni 2019 einen „Tag der offenen Tür“ veranstaltet – das sollte sich jeder im Kalender vermerken. Denn es gibt dort bestimmt einige Aktionen und Vorführungen.

© Foto + Text Gerhard Große (teilweise Werner Burkard)